Die wiederkehrende Kulturveranstaltung Lausanne Jardins hat zum Ziel vernachlässigte, in Vergessenheit geratene Orte der Stadt wieder ins Bewusstsein zu rufen und diese mit temporären Installationen zu bespielen. Das Thema von Lausanne Jardins 2019 ‘unbefleckte Erde’ setzten wir auf der höheren Ebene der Bäume um: In einer bestehenden Grünanlage wird ein gerade abgegangener Baum durch ein abstrahiertes, überdimensioniertes, 18m hohes Vogelhaus ersetzt. Unter einem einfachen Dach hängt der obligatorische, äusserst verlockende ‘Meisenknödel’ in Form einer riesigen Mistelkugel. Die Mistel ist ein an der Landschaftsbereicherung interessierter Parasit, der als willkommener Schmarotzer unsere Baumkronenlandschaft bereichert und deren Einzug in die Stadt wegen der bei vielen Menschen sehr geschätzten magischen Wirkung längst Zeit war... Wir Menschen verlieben uns träumerisch auf ewig, während die Vögel gierig die klebrigen Mistelfrüchte essen und sogleich eifrigst die unverdaubaren Kerne auf den Nachbarbäumen hinterlassen. So erblüht mit der Zeit die ganze Grünanlage auf eine überraschende Art und Weise in luftiger Höhe. Und vielleicht verbreitet sich die Mistel ja über die Jahre sogar immer weiter in der ganzen, magischen und neuen ville des amoureux...